Dienstag, 10. November 2015

Roadtrip

Was soll ich sagen? In den letzten Wochen und Monaten bin ich netterweise dann und wann gefragt worden, ob ich diesem Blog nicht doch wieder ein bisschen Leben einhauchen möchte, und ich habe so oft geantwortet, dass das leider nicht geht, weil ich Lenas Wunsch, hier nicht länger zum Thema gemacht zu werden, selbstverständlich respektiere. Darüber hinaus gab es andere Gründe, die ein Weiterschreiben einfach schwierig gemacht haben.

Nachdem ich aber heute im Krankenhauskiosk die Gelegenheit hatte, aufgrund eines stark erhöhten Kundenaufkommens für längere Zeit neben der Zeitschriftenauslage zu verweilen, kann ich nicht länger an mich halten. Ich muss mein Schweigen brechen und die guten Nachrichten, die mir auf dem Titel der Novemberausgabe der In Style verkündet wurden, umgehend teilen. Vielleicht gibt es außer mir noch ein paar andere Nichtwissende, denen jetzt endlich auf die Sprünge geholfen werden kann.

Sexy Haare, geiler Body, super Style: „Du kannst alles haben“.

Das behauptet keine Geringere als Kate Hudson und die muss es schließlich wissen! Ich bin begeistert! Haare, Body und Style, alles auf einmal – das will ich auch. Und es ist auch gar nicht so schwer, wie ich nachlesen konnte. Eigentlich kommt es nur auf zwei Dinge an – die richtige Einstellung und ein festes Styling-Team. Ersteres sollte kein Problem sein, daran lässt sich arbeiten. Was das Styling Personal betrifft, ist Kate zum Glück nicht geizig mit ein paar echten Insider-Tips: „Ich habe ein festes Team und jede Meinung zählt. Es ist oft eine schwierige Entscheidung zwischen zwei völlig verschiedenen Looks. Wir werfen jedes Argument in die Waagschale und reden dann darüber. Manchmal fällt die Entscheidung von allein, manchmal spielen wir ein wenig herum. Mal kommen meine Haare hoch, dann wieder runter, um herauszufinden, was bei dem Look am meisten Sinn macht. Das Hauptauswahlkriterium: Es muss bequem sein.“ 
Wahnsinn, so einfach geht das? Unter dieser Voraussetzung würde ich mir auch gerne ein Team zusammenstellen, welches mich bei der täglichen Auswahl für den perfekten Krankenhauslook berät. Hat jemand Lust? Jede Meinung zählt, ehrlich! Bei Kate Hudson funktioniert diese Arbeitsaufteilung laut In Style jedenfalls perfekt. Sexy Body, Traumhaare, Top-Style – und immer ein Lächeln oder Lachen im Gesicht, das signalisiert: „Hey, ich hab’ an dem ganzen Rummel hier echt viel Spaß.“ Nicht auszudenken, wenn ich hier so auflaufe! Ich freue mich jetzt schon!

Außerdem hat eine solche Ausstrahlung auf jeden Fall deutlich mehr Sex-Appeal als die, die man bekommt, wenn man sich die Titelseiten der diversen anderen Zeitschriften zu Gemüte führt:
„Abenteuer Wechseljahre – Frauen und Männer erzählen, wie sie ihre zweite Pubertät meistern“, „Depression und Burnout – Wege aus dem Seelentief“, „Weniger ist mehr – Wege aus Überfluss und Überforderung“ oder „Ausgebrannt – offen darüber reden oder verheimlichen?“
Generell begrüße ich den Trend zum Mitgefühl und seelischen Tiefgang ja, ob nun zweite Pubertät oder nicht, aber das ist mir dann doch zu viel des Guten.
Es kann natürlich sein, dass ich im Moment generell etwas empfindlich bin. Die letzten Wochen und Monate waren extrem hart und dementsprechend gelüstet es mich nach dem exakten Gegenteil: Leichtigkeit! Entspannung! Spaß! Und da bin ich nicht die Einzige. Aus Respekt vor meiner Tochter möchte ich mich hier nicht detailliert äußern, aber was hinter ihr liegt, hat in den letzten Tagen Guido Westerwelle sehr eindrücklich beschrieben. Ich bin noch unsicher, ob ich mir sein Buch zu Gemüte führen werde, wobei mich das natürlich schon sehr interessiert. Trotz aller Aufs und Abs gehe ich tatsächlich immer noch schwanger mit der eigenen Buchidee und da muss man natürlich schauen, was die Konkurrenz so in petto hat. Aber ich vermute, dass die Lektüre keine leichte Kost sein wird und halte meine Kaufentscheidung daher noch zurück. 
Zum Glück habe ich im Moment auch noch genügend anderen literarischen Stoff. Generell bin ich ein großer Freund des gedruckten Wortes und liebe es, stundenlang im Bett zu liegen und mich in einem guten Buch zu verlieren, aber aus Zeitgründen ist das im Moment leider nicht drin und daher bin ich mal wieder auf’s Hörbuch umgestiegen und freue mich über jeden Stau – zumindest, wenn ich alleine im Auto sitze. Wie einige von Euch wissen, bin ich ein glühender Fan von Jonathan Franzen und höre aktuell gerade „Unschuld“. Das macht mich regelrecht glücklich, weil es einfach so meisterhaft erzählt ist, so grandios mit den Irrungen und Wirrungen des zwischenmenschlichen Miteinanders spielt und es mitunter so schön formulierte Sätze gibt, dass ich mir diese mindestens viermal hintereinander anhören muss. Dazu ist es lustig und Sex gibt es auch jede Menge, was will man  also mehr? Letzteres legt allerdings nahe, dass ich nur zuhören kann, wenn sich keine Minderjährigen mit im Auto befinden und da wird es dann schon wieder schwierig. 
Vielleicht mache ich mal einen kleinen Roadtrip quer durch Europa, wenn der ganze Horror hier endlich ein Ende hat und höre von morgens bis abends nur coole Bücher. An der Stelle ist dann natürlich auch wieder mein Stylistenteam gefordert, denn ich muss dabei immer top gestylt und gleichzeitig bequem gekleidet sein. Ob Haare hoch oder runter, entscheiden wir  dann spontan. Einverstanden?

War schön, mal wieder mit Euch zu plaudern! Auf bald!



Dienstag, 10. Februar 2015

So long, Frenzy Girl

Wie heißt es in der Bibel? Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. 

So wie es aussieht, gilt das auch für diesen Blog. Fast zweieinhalb Jahre lang habe ich ihn mal mehr, mal weniger gepflegt. Er hat mich begleitet und mir geholfen, wenn mir sonst die Worte fehlten. Es hat Spaß gemacht, zu schreiben. Es hat mich glücklich gemacht, zu schreiben. Manchmal ist es mir auch schwer gefallen, mich aufzuraffen, etwas zu schreiben - wobei das nicht an mangelnden Themen lag. Davon gab und gibt es immer genug. Aber es wird zunehmend schwieriger, offen und authentisch zu schreiben. 

Natürlich gilt es, die Privatsphäre anderer zu schützen - und das sind vor allem Menschen aus meiner unmittelbaren Umgebung, die mit meiner Offenheit anders umgehen als ich das selbst tue. Das muss ich selbstverständlich respektieren. Allerdings bedeutet das auch, dass ich mir dadurch ein Korsett umschnüre, das es mir nicht mehr erlaubt, auf eine Art und Weise zu schreiben, die diesen Blog ausgemacht und geprägt hat. Ich bedauere das sehr, zumal ich mir ja gerade vorgenommen hatte, zukünftig wieder häufiger zu schreiben. Aber zur Zeit sehe ich nicht, wie ich diesen Konflikt lösen kann.

Frenzy Girl wird es in dieser Form nicht mehr geben. Aber vielleicht fällt mir ja irgendwann etwas Anderes, etwas Neues ein - oder irgendein Kompromiss, der nicht zu lahm ist. Sollte dem so sein, so werde ich das natürlich in gewohnt offenherziger Art in die Welt hinaus trompeten. 

So long, liebe Freunde - Ihr werdet mir fehlen.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Welttag der Jogginghose

Grundgütiger! 

Kann es sein, dass ich vergangenes Jahr lediglich drei Blogeinträge fabriziert habe? DREI??? Es scheint allerdings zu stimmen, ich habe nachgezählt. Und bei dieser überschaubaren Zahl ist es auch relativ unwahrscheinlich, dass ich mich verzählt habe, also muss ich der Wahrheit ins Auge blicken. Das war nichts, Frenzy Girl!

Da es in diesem Jahr natürlich nicht so weitergehen kann, sehe ich mich gezwungen, am heutigen Tag der Jogginghose ein paar Sätze zu produzieren, anstatt mich faul auf dem Sofa zu wälzen. Dabei ist das ja vermutlich der tiefere Sinn hinter der Erfindung eines solchen Tages. Der Muttertag leuchtet mir genauso ein wie der Weltgesundheitstag (7. April) oder der Internationale Kinderkrebstag (15. Februar), von mir aus sogar der Tag der Minzschokolade (19. Februar). Aber ein extra Tag nur für Jogginghosen? Für mich bedeutet das ganz klar, dass man an diesem Datum den ganzen Tag gar nichts tut und in ausgeleierten Sporthosen faul in der Gegend rumlungert. Es mag sicherlich Menschen geben, die das etwas anders interpretieren und als Aufforderung betrachten, sich 24 Stunden lang nur joggend durch den Tag bzw. die Nacht zu bewegen, aber das ist ja zum Glück alles reine Auslegungssache. Ich mache heute weder das eine noch das andere, sondern stelle mich wie gewohnt in Jeans und Strickjacke den Herausforderungen, die das Leben im Taunuscamp an Tag 5 für mich bereithält. Und ich schreibe ein paar Sätze, damit mein Blog nicht komplett einrostet.

Nachdem ich ja vorgestern ziemlich rum lamentiert habe, muss ich heute einräumen, dass ich eigentlich doch nicht so gerne mit den Z-Promis in Australien tauschen möchte. Ich habe zwar immer noch keine Folge des Urwalddramoletts geschaut, aber wie ich der Presse entnehmen kann, verpasse ich nicht viel. Es scheint relativ langweilig zu sein, was ich von meinem Leben ja nicht gerade behaupten kann. Zum Essen gibt es für die Dschungel-Prüflinge Kamelpenis und das Ejakulat von Busch-Schweinen, wozu ich gerne und aus vollem Herzen „Nein, danke“ sagen möchte. Es gibt Dinge im Leben, auf die verzichtet man einfach gerne. Ich möchte auch nicht die Bekanntschaft von Patricia Blanco oder Walter Freiwald machen, wobei letzterer mich eventuell bei der Jobsuche inspirieren könnte. Scheinbar hat sich Herr Freiwald via RTL für das Amt des Bundespräsidenten empfohlen. Sollte daraus etwas werden, muss ich meine Einstellung zum Dschungelcamp noch einmal überdenken.

Bis es soweit ist, könnte ich ja schon mal überlegen, welchen beruflichen Herausforderungen ich mich gerne stellen würde. Das Problem ist, dass ich ziemlich viel so halb kann, aber nicht wirklich viel so richtig. Ich kann zum Beispiel ziemlich gut kochen, aber in der Küche eines professionellen Restaurants würde ich mich kaum länger als eine Woche behaupten können. Ich bin auch eine 1a-Krankenschwester, wie ich letzte Woche bei einem Kurzaufenthalt mit Emilia in der Notaufnahme der Uniklinik mal wieder unter Beweis stellen durfte. Aber für eine Daueranstellung reichen meine Qualifikationen dann wohl doch nicht aus. Ich finde auch, dass ich eine geradezu herausragende Autofahrerin bin, aber die Aussicht, mich ein Jahr als quasi Fahrlehrerin neben sich im Auto sitzen zu haben, hält Lena zur Zeit noch ganz klar davon ab, mit dem Führerschein zu beginnen. Ich kann Haare schneiden, Nägel lackieren und Wände verputzen. Ich habe schon mal Fliesen verlegt und Tapeten geklebt und ich weiß, wie man mit einer Bohrmaschine umgeht. Ich kenne mich gut mit Computern aus und bekomme keine Herz-rhythmusstörungen beim Anblick eines Sicherungskasten. Ich bin also im Großen und Ganzen eine ganz durchschnittliche Hausfrau. Kann ich damit auch Bundespräsident werden? Und falls ja, stellt sich die Frage, ob ich für dieses Amt überhaupt genug Zeit habe. Ich schaffe ja noch nicht mal einen Blog-Eintrag pro Woche, geschweige denn einen pro Tag. Für vieles andere bin ich wahrscheinlich schon fast zu alt. Ich denke zwar oft, dass ich gerne in meinen alten Beruf zurückkehren würde, aber mal abgesehen davon, dass ich mich durch die Situation mit Lena im Grunde gar nicht ernsthaft auf irgendetwas würde festlegen können, sind gute Jobs beim Fernsehen Mangelware und nur äußerst schwer zu kriegen. Womit wir wieder beim Dschungelcamp als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wären. Vierzehn Tage Maden fressen für ein wenig mediale Aufmerksamkeit… Ach nein! Das ist eine ebenso unschöne Vorstellung wie die Kamel-Genitalien. 

Ich kann es drehen und wenden, wie ich will – wenn ich eines Tages noch einmal auf dem Jahrmarkt der Jobeitelkeiten bestehen möchte, muss ich wohl vorher ein Buch schreiben oder diesen Blog zum Explodieren bringen, auch wenn ich grässliche Angst vorm Scheitern habe. Aber wenn ich es nicht versuche, wie kann ich dann wissen, ob ich nicht vielleicht doch das Talent dazu gehabt hätte? Außerdem muss ich dafür noch nicht einmal mein Taunuscamp verlassen, außer natürlich, um mich alle paar Tage den (Krankenhaus)-Prüfungen zu stellen. Ansonsten kann ich zuhause bleiben, schreiben und den ganzen Tag in Jogginghosen rumlaufen. Sieht dann ja eh keiner.

Ich setze mir jetzt einfach mal eine kleine Deadline, zu der ich mir selbst anerkennend auf die Schulter klopfen möchte, weil ich regelmäßig geschrieben habe – und zwar meinen Geburtstag. Das wäre dann der 30.6., der Internationale Inkontinenztag. Kein Witz. Leider!








Dienstag, 18. November 2014

Mein neues Hobby


Als ich meinen Blog vor gut zwei Jahren aus der Taufe hob, hatte ich mir fest vorgenommen, neben den ernsten Themen des Lebens auch stets Raum zu schaffen für andere Dinge. Ich glaube, ich hatte damals hauptsächlich Essen und guten Wein, Bücher und sehenswerte Filme bzw. Serien sowie natürlich Schuhe, Taschen und Lippenstifte im Sinn – also alles Sachen, die (Frau/Mutter/Tussi) Freude machen. 

Irgendwie ist dann aber nicht so richtig was daraus geworden, zumindest nicht in schriftlicher Form. (Im realen Leben habe ich die Wirtschaft diesbezüglich durchaus angekurbelt...) Es stellt sich ja auch die Frage, wer sich ernsthaft dafür interessieren dürfte, welche Filme ich gerade gut finde oder dass ich plötzlich rotes Lipgloss für mich entdeckt habe. Außerdem gibt es ja so viele wunderbare Blogs, die sich ausschließlich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Die sind so gut und ansprechend gemacht, dass ich sie mir schon alleine deshalb anschaue, weil ich immer das Gefühl habe, all die Schönheit und der Glamour färben ein bisschen auf mich ab. Wenn ich dann mit meinen neuen Lippenstiften um die Ecke komme und die hier poste, ist das irgendwie so, als würde sich der Bürgermeister von Königstein für das Kanzleramt empfehlen (nichts gegen den Bürgermeister, mir fällt jetzt so spontan nur kein besserer Vergleich ein). Oder als würde ich darauf warten, dass mich ein großer Verleger entdeckt und meine Memoiren druckt. 

Bevor das passiert, muss ich hier einiges verändern. Weg vom Hobby – hin zur Profession. Das ist mir am vergangenen Wochenende bei gleich zwei Gelegenheiten sehr klar geworden. Zum einen habe ich im Stern folgende Karikatur von Til Mette gefunden:



Ich habe mich so was von angesprochen gefühlt, dass es fast schon wieder komisch wäre, wäre es nicht so traurig. Was mache ich hier eigentlich? Und dann saß ich gestern im Flugzeug von Malaga nach Madrid (dazu mehr im nächsten Beitrag) und machte die Bekanntschaft eines netten jungen Mannes, der neben mir saß und mich ansprach. Wir unterhielten uns über Spanien, über Gibraltar, über Frankreich und über das Wetter und irgendwann kam das Gespräch zwangsläufig darauf, was man denn sonst noch so macht, wenn man nicht gerade im Flieger sitzt und über das Wetter plaudert. Ich erzählte also von meinem Blog und es kann durchaus sein, dass ich meine Verdienste rund ums Schreiben vielleicht einen Hauch zu euphorisch darstellte. Aber hoch oben über den Wolken, wo die Luft so viel dünner ist und einem ein klitzekleines Gläschen Wein viel schneller zu Kopf steigt als auf festem Boden, plaudert es sich einfach ungehemmter.

Es stellte sich dann allerdings heraus, dass ich neben Prawjal Parajuly saß, einem jungen, sehr erfolgreichen Autor indisch-nepalesischer Herkunft, der mit gerade mal 30 Jahren bereits zwei Bücher veröffentlicht hat.(http://www.prajwalparajuly.com/Home/Reviews). OUCH! Da saß ich nun und fühlte mich wie eine Hochstaplerin. Oder bestenfalls wie eine Hobbyjournalistin, wenngleich meine aktive Zeit diesbezüglich ja nun auch schon eine ganze Weile zurückliegt. Vielleicht war bzw. ist das aber auch der berühmte Tritt in den Allerwertesten, den ich diesmal als ganz besonders schmerzlich empfunden habe. Bestimmt bleiben Blutergüsse zurück!


Ich werde also in mich gehen und überlegen, was ich ändern kann. Und ein Gutes immerhin hat die Sache. Man wird ja dieser Tage öfter mal gefragt, was man für Hobbys hat. Jetzt weiß ich endlich, wie ich darauf antworten kann

P.S. Und für alle interessierten Damen zum Trotz doch noch eine kleine Lippenstift-Info. Ich habe festgestellt, dass diese Produkte den November ganz ungeheuer aufhübschen…





Sonntag, 16. November 2014

Die Säulen der Mamutschka


„No news“ sind bekanntlich „good news“ – dennoch denke ich, dass es an der Zeit ist, die dünne Nachrichtenlage auf diesem Blog endlich mal wieder etwas aufzubessern.

Es ist schon fast ein halbes Jahr her, dass ich zuletzt etwas geschrieben habe und so langsam mache ich mir Sorgen, dass ich bei den nächsten Beiträgen bereits eine rheumatoide Arthritis in den Fingern verspüren werde, wenn ich in dem Tempo weitermache. Deshalb habe ich beschlossen, sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen für „Frenzy Girl“ einzuleiten. Analog zur ersten Hilfe beim Menschen könnte ich versuchen, an 30 aufeinander folgenden Tagen mindestens fünf bis sechs Sätze zu schreiben und dann zwei Tage lang durchzuatmen (30 x 5 bis 6 cm tiefe Herzdruckmassage, 2 x Beatmen... frei interpretiert...) Oder ich schreibe alle fünf bis sechs Tage mindestens 30 Sätze. Oder ich atme zweimal tief durch und fange einfach mal an:

Leider leide ich, völlig untypisch für mich, seit neuestem an Durchschlafstörungen. Meistens wache ich zwischen drei und vier Uhr morgens auf und kann dann nicht mehr einschlafen. Meistens weiß ich noch nicht einmal, weshalb ich aufwache, vor einigen Nächten jedoch war es eindeutig ein Traum, der mir den Schlaf geraubt hat. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch träumte ich, unser Haus stünde auf riesigen, massiven Säulen, die einer unserer Nachbarn aus optischen Gründen entfernen wollte. Mit einem Bagger machte er sich solange an den Säulen zu schaffen, bis sie in sich zusammenbrachen und das Haus frei zu schweben schien. Das sah auch ganz prima aus, allerdings leider nur ein paar Sekunden lang, denn dann krachte die gesamte Hütte vor meinen Augen zusammen. Ich wurde vor lauter Schreck wach und verbrachte den Rest der Nacht damit, mir Gedanken zu machen, was das Ganze wohl zu bedeuten habe, obwohl man dafür natürlich kein ausgefuchster Psychologe sein muss. Ich kann mich zwar nicht entsinnen, zu was für einem Schluss ich letztendlich kam, aber dass unsere Lebenssituation aktuell etwas instabil ist, manifestierte sich am nächsten Tag in schriftlicher Form – und zwar in Gestalt von Lenas aktuellem Blutbild.

Das bereitet uns seit geraumer Zeit ein wenig Sorge und hat bereits direkt nach den Sommerferien dazu geführt, dass Lena punktiert werden musste, um einen Rückfall auszuschließen. Hallelujah, welch ein Start ins neue Schuljahr. Zu unserer großen Erleichterung bestätigte sich der Verdacht nicht, trotzdem war das Ganze eine Art von „Willkommen zurück in der Realität“ - Gruß, auf den wir alle gerne verzichtet hätten. Zum Glück gab es aber genug andere Dinge zu tun, die für die nötige Ablenkung sorgten. Leistungskurse wählen, Kindergeburtstage organisieren, Haustiere dressieren, aufgeschlagene Knie verbinden, die letzten Sommertage genießen, sich um weiterführende Schulen kümmern – und dann standen auch schon wieder die Herbstferien vor der Tür. Die verbrachten wir dieses Mal in Andalusien, wo zwei Wochen lang die liebsten Freunde aus Berlin und Frankfurt mit von der Partie und das Leben und das Wetter einfach nur herrlich waren. Vielleicht sollten wir aber einfach nicht mehr in Urlaub fahren. Denn der neuerliche Kontrolltermin im Krankenhaus am Mittwoch entpuppte sich als ein Szenario mit Deja-Vu Charakter. Es war genau wie nach den Sommerferien. Der ernste Blick des Arztes, die sorgenvolle Miene... Die Blutwerte... Wieder eine Punktion, wieder diese Scheißangst.

Die Angst ist vielleicht das Schlimmste an der ganzen Sache. Sie verhält sich wie ein liebeskranker Stalker. Kaum ignoriert man sie, setzt sie alles daran, bitte wieder wahr- und ernstgenommen zu werden. Man mag sich vorgenommen haben, sie nicht weiter zu beachten, doch da hat man die Rechnung leider ohne sie gemacht. Wer die Angst einmal kennengelernt und zu sich nach Hause eingeladen, vielleicht sogar monatelang mit ihr zusammengelebt hat, der wird sie so schnell nicht mehr los. Da mag man sich noch so sehr einreden, die Situation im Griff zu haben, man mag zur normalen Tagesordnung zurückzukehren und statt Sorge und Furcht endlich mal wieder andere Gefühle in seinem Leben willkommen heißen, aber zu glauben, dass die Angst dieses Spielchen mitspielt, wäre mehr als naiv. Sie lässt sich nicht einfach so abweisen, nach all der Zeit, die man gemeinsam verbracht hat. Sie hat jetzt zwar nicht mehr den ganz großen Platz im Leben, aber sie wird dennoch jede Chance nutzen, sich zu zeigen und sich bemerkbar zu machen. Sie taucht in den unmöglichsten Momenten auf und droht einem, auf mehr oder weniger subtile Art und Weise. Und es gibt gar nichts, was man gegen sie unternehmen kann. Klar könnte man ein paar Pillen einwerfen, aber was dann? Bei der letzten Punktion vor drei Tagen habe ich zum zweiten Mal seit Februar 2014 ein Beruhigungsmittel eingenommen, aber entweder war das Zeug schon abgelaufen oder meine Psyche hat sich verweigert. Gebracht hat es jedenfalls nüschte...

Der guten Ordnung halber sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass auch bei der neuerlichen Untersuchung nichts herausgekommen ist, was natürlich die Hauptsache ist. Aber das ständige Luftanhalten ist schon sehr ungesund. Manchmal bezweifele ich, dass ich ohne ernsthaften Dachschaden aus dieser Nummer rauskomme. Jedenfalls knirscht und kracht es mächtig im Gebälk, womit wir dann wieder bei meinem Traum wären. Die Hoffnung und die Zuversicht auf ein gutes Ende dieser Reise, auf der wir uns nun seit fast drei Jahren befinden, sind die Säulen in meinem Leben als Mutter. Sie stützen mich in der Zeit der Ungewissheit und an sie lehne ich mich nach jedem Rückschlag an. Sie müssen einiges aushalten, die lieben Säulen, und ich hoffe sehr, dass sie massiv genug gebaut sind, damit ihnen auch die regelmäßigen Angriffe meines Stalkers bzw. meiner Stalkerin nichts anhaben können. Ich muss dringend Kontakt aufnehmen zu einem guten Bauunternehmen, das der ganzen Angelegenheit die nötige Stabilität verleiht...

Soviel zur aktuellen Befindlichkeitslage. Es könnte besser sein, aber schlimmer geht es natürlich auch – insofern werde ich mir nicht  dauerhaft die Laune verhageln lassen. Es gibt nämlich, wie immer, auch durchaus Positives zu berichten. Doch das spare ich mir für meinen nächsten Beitrag auf. Schließlich muss ich eifrig Inhalte ersinnen, sonst war es das mit meiner Blog-Wiederbelebung

















Mittwoch, 21. Mai 2014

Die große Stille oder Mein Name ist Hase

Das waren noch Zeiten, als ich im Wochentakt meine mehr oder weniger gelungenen Blogeinträge raushaute. Irgendwie gab es immer irgendetwas, worüber sich schreiben ließ. Das Feedback war grandios und ich sah mich schon mit Buchvertrag in der Tasche. Manchmal passierte so viel, dass ich mit dem Schreiben gar nicht hinterher kam und ich mir manche Themen für später aufheben wollte, wie zum Beispiel meinen Showdown mit Professor Rose, einem Lungenfacharzt, der sich irrsinniger Weise der Behandlung von Kindern verschrieben hatte, obwohl er von dieser Spezies Mensch fast noch weniger Ahnung hatte als von Müttern mit todkranken Kindern. Oder ich wollte etwas über das Glück schreiben, das einem die eigentlich kleinen Dinge bringen, die durch ihre Simpelheit dann zu den wirklich großen Momenten werden. Ach, ich wollte überhaupt ganz viel machen und dann ist am Ende gar nichts daraus geworden - stattdessen bin ich gewissermaßen verstummt. 

Der guten Ordnung halber darf man einen ganz entscheidenden Punkt natürlich nicht verschweigen, für den ich dem lieben Herrgott jeden Tag aufs Neue danke. Lena befindet sich weiterhin in Remission und produziert bei ihren regelmäßigen Check-Up-Terminen in der Klinik sehr ansprechende Blutbilder. Die Pubertät hat sie voll und ganz im Griff und wer nicht weiß, was hinter uns liegt, würde niemals auf die Idee kommen, es nicht mit einer ganz normalen, überwiegend schlecht gelaunten knapp 16-jährigen zu tun zu haben. 

Alles andere hingegen, was ich in den letzten Monaten auf der Uhr hatte, hat sich irgendwie nicht so entwickelt, wie ich mir das vorgestellt habe. Meine Yoga-Krähe? Komplette Fehlanzeige! Ich mache überhaupt kein Yoga mehr, was ich im Prinzip sehr bedauere, aber energetisch nicht umgesetzt bekomme. Etwas energetisch nicht umsetzen zu können hört sich auf jeden Fall besser an als diesbezüglich zu phlegmatisch zu sein, letzteres trifft die Sache im Grunde aber ganz gut. Wenn sich dieser Umstand nun nur auf das Yoga beziehen würde, wäre es ja gut. Aber leider muss ich feststellen, dass ich auch ansonsten ziemlich ziel- und orientierungslos durchs Leben treibe. Lena hat es gut - die hat ihre Pubertät und wird davon so in Beschlag genommen, dass alles andere keine Rolle mehr spielt, aber ich sitze hier und vermisse allen Ernstes den Fokus, den mir der tägliche Kampf ums Überleben meines Kindes gegeben hat. Sollte ich mir Sorgen um meine geistige Gesundheit machen? 

Meine Bestseller-Ambitionen liegen derzeit ebenfalls auf Eis. Wie immer habe ich ausreichend gute Gründe parat wie etwa die täglichen logistischen Herausforderungen, die ein Leben mit drei Kindern und zwei Hunden so mit sich bringt. Onkologe, Kinderarzt, Zahnarzt, Kieferorthopäde, Tierarzt, Elternabend und immer wieder meine Architekten… Handwerker, Physiotherapeuten, Golfstunden, Tennis, Klavierunterricht - you name it, we've got it. Wenn ich aber ganz ehrlich sein soll, macht das vor allem wahnsinnig viel Arbeit - der persönliche Spaßfaktor hingegen geht gen Null. So kann das nicht weitergehen. Es muss sich etwas ändern, aber was? Wie realistisch ist es, dass ich mich verpflichtungstechnisch entschleunige? Und darf ich so etwas überhaupt denken, geschweige denn sagen? Sollte ich nicht stattdessen einfach nur dankbar sein, dass ich überhaupt drei Kinder habe, denen ich den ganzen Tag dienen darf? Wo kommt denn plötzlich dieser Egoismus her, den ich jahrelang ziemlich gut im Griff hatte? Habe ich am Ende eine MIDLIFE CRISIS???? Oder bin ich kurz davor, mich zu Tode zu langweilen?

Eventuell ist es doch besser, die Klappe zu halten und zu schweigen. Dann verflüchtigen sich irgendwann vielleicht auch wieder all die unangenehmen Fragen. Als Duracell-Bunny durchs Leben zu rennen, hat vor diesem Hintergrund durchaus auch seinen Reiz. Ich bräuchte dann nur ganz dringend mal einen Satz neue Batterien.




Montag, 30. Dezember 2013

Goodbye 2013!

Nachdem mich heute ein Freund mit einer wirklich tollen Email endlich mal wieder auf meinen eigenen Blog aufmerksam gemacht hat, habe ich so kurz vor Jahresschluss doch noch ganz dringenden Handlungsbedarf. Es kann nicht sein, dass "Frenzy Girl" im Jahr 2013 mit einem Leserbrief an die BUNTE endet, der trotz massiver Penetranz meinerseits (Postings auf Facebook, offizieller Leserbrief an die Redaktion, persönliches Schreiben an Patricia Riekel) gänzlich ignoriert wurde. 

Nein, da erwarte ich doch etwas mehr von mir, auch wenn ich mich in den letzten Monaten zuverlässig ständig selbst enttäuscht habe. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, diesen Blog zugunsten eines großartigen Buchprojektes zu vernachlässigen, denn am Ende ist es natürlich relativ witzlos, etwas sozusagen offiziell zu veröffentlichen, das sowieso jeder ohne Not zu jeder Zeit im Internet lesen kann. Aber ich muss feststellen, dass mir zum Bücher schreiben zum einen wirklich die Energie fehlt und zum anderen leider auch das Talent. Obwohl mir an dieser Stelle ein paar Sätze hier und da nicht wirklich schwer fallen, bin ich absolut "clueless", sobald ich das Medium Internet verlasse. Zwar gehen mir unentwegt Unmengen von Gedanken im Kopf herum, die ich für mich persönlich als unglaublich wichtig und geradezu bahnbrechend empfinde, aber sobald ich sie zu Papier gebracht habe, sind sie nur noch banal und bedeutungslos. Ich wünschte, ich könnte eine Form des Schreibens finden, die über das unregelmäßige Schreiben eines Blogs hinausgeht, mir aber dennoch soviel Spaß macht.  Im Moment bin ich davon allerdings relativ weit entfernt. Vielleicht sollte ich mit dem Mut der Verzweifelten alle Blogeinträge ausdrucken, sie kombinieren mir meinen Newslettern aus unserem Annus Horribils 2012 und damit bei einem Verleger vorsprechen, der dann hoffentlich eine ganz großartige Idee für all das Material hat. 

Eventuell sollte ich aber auch einfach nur versuchen, etwas Ruhe und Entspannung in mein bzw. unser Leben zu bringen. Das scheint für mich eine fast noch größere Herausforderung als die Schriftstellerkarriere zu sein. Jeder normale Mensch würde wohl denken, dass wir uns jetzt mal ganz entspannt zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen können. Aber das ist leider nicht die ganze Wahrheit. Für die "Außenstehenden" ist nun alles vorbei und geschafft - aber meine Realität als Lenas Mutter sieht ganz anders aus. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an das denke, was in den vergangenen 22 Monaten unser Leben war. Es gibt Momente, an denen ich glaube, an der Brutalität der Tatsachen ersticken zu müssen. Die Bilder von Lenas Leid sind jeden Tag präsent, in welcher Form auch immer. Das heißt natürlich nicht, dass ich tagein, tagaus nur heulend zuhause sitze, um Gottes Willen. Aber das Damoklesschwert "Rückfall" schwebt dennoch unentwegt über uns, zumal wir durch die lange Zeit in der Klinik einige mittlerweile sehr enge Freunde kennengelernt haben, die wissen, wie fragil der jetzige Zustand ist. Fünf Jahre sind eine lange Zeit, in der viel geschehen kann - und diese Angst spült auch der beste Rotwein nicht weg. 

Das Ziel bzw. der Vorsatz für das kommende Jahr soll also neben sehr viel Optimismus auch sein, sich eine dickere Haut zuzulegen und sich nur auf wirklich wichtige Dinge zu besinnen. Leider gibt es wohl in unser aller persönlicher Leben neben letztgenannten  Prioritäten auch immer wieder einige durchaus bizarre Nebenkriegsschauplätze, die einen regelmäßig aus der Fassung bringen. Ich wünsche mir nicht nur für mich selbst, sondern vor allem auch für meine Familie, dass ich lerne, Menschen aus dem Weg zu gehen, die sich als wohlmeinend bezeichnen, in Wirklichkeit aber nichts anderes als gut getarnte Heuchler sind, die ausschließlich an sich selbst denken und keine Ahnung davon haben, was wirkliche, was existentielle Probleme sind. Wenn ich es schaffe, mich von solch schädlichen Einflüssen in meinem und unserem Leben zu befreien, dann wird 2014 ein gutes Jahr. Vielleicht gelingt es mir dann auch, mich wieder mehr auf das Schreiben zu konzentrieren - in welcher Form auch immer.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen wirklich tollen Start ins Neue Jahr. Lasst uns auf die Dinge und vor allem auf die Menschen besinnen, die wirklich aufrichtig sind und die es gut mit uns meinen. Detox sollte im kommende Jahr bedeuten, Adieu zu sagen zu falschen Freunden und zu der Vorstellung, es immer allen recht machen zu wollen. Wie sagen es die Amerikaner? "Life is too short to spend time with people who suck the happiness out of you". Dem ist in meinen Augen nichts hinzuzufügen!

Goodbye 2013 - I won't miss you!!! 
Welcome 2014 - I am looking forward to you!

P.S. Am Ende dieses Jahres würde ich mich auch noch gerne für fast 30.000 Klicks auf dieser Seite bedanken. Das macht mich wirklich stolz und glücklich!